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Wie lernt mein Kind lesen?

Buchstaben sind schon eine tolle Erfindung. Eine Art Geheimsprache, die irgendwann jedes Kind erlernen will. 

 

Der Leselernprozess ist bei jedem individuell und beginnt bereits lange vor Schulbeginn durch die Erkenntnis, dass Zeichen bzw. Bilder "für etwas" stehen. Ein gezeichnetes Kind im Bilderbuch könnte auch ein "echtes" Kind sein. So, wie man selbst seine Familie auf Papier malt und dazu ein Erlebnis erzählen könnte. In der Montessori-Pädagogik gibt es die Übung, konkreten Dingen Bilder zuzuordnen (von 3D zur 2-Dimensionalität) als erste Stufe der Abstraktion. Das kannst du zu Hause schon für dein Kleinkind nutzen, indem du sein Spielzeug in Kisten sortierst und entsprechende Fotos oder Zeichnungen mit "Namensschild" anbringst. So kann dein Kind aufräumen und Bilder "lesen" lernen (und eines Tages die Schrift als Schrift erkennen und entziffern lernen).

Bilder und "Wortbilder" lesen - die logo-graphemische Phase

Guck mal, da steht 'Eis'! 

 

Im Alltag entdeckt das Kind Bildsymbole, teils mit Schrift wie 'Eis' oder 'TAXI' und speichert sie als Ganzes ab. So lernt es auch seinen Namen schreiben bzw. lesen, ohne dass es aus den einzelnen Buchstaben neue Kombinationen lesen könnte. Ein Kind kann seinen Namen NELE "lesen" (Wiedererkennen), jedoch weder LENE noch NE lesen.

 

Kinder saugen auf, was ihnen in ihrer Umwelt begegnet. Das Interesse an Buchstaben wecken kannst du, indem du kleine Schilder mit (Groß-)Buchstaben in der Wohnung (in Augenhöhe des Kindes!) anbringst. T an Tür und Tisch, F ans Fenster, K an den Kühlschrank, ... Das ist eine tolle Übung, um Anlaute (Wortanfangslafte) zu üben. Gewöhne dir an, nur den Laut des Buchstaben zu sprechen, also für T nicht 'Te', sondern nur 'T'. Wenn dein Kind Interesse zeigt, super, wenn nicht, dann ist es vielleicht noch nicht bereit und du brauchst noch etwas Geduld.

Wenn du willst, das dein Kind lesen lernt,...

... dann wecke in ihm die Sehnsucht nach dem "Mehr". Mehr wissen wollen. (Frei nach St. Exupéry: "Wenn du willst, dass deine Männer ein Schiff bauen, dann wecke in ihnen die Sehnsucht nach dem Meer.")

Lies viel vor!

 

Ob Bilderbücher oder Bild-Wörterbuch - Du kannst bereits mit dem Vorlesen beginnen, wenn dein Kind noch nicht sprechen kann. Denn durch deine (sich immer wiederholenden) Erzählungen bildet dein Kind bereits einen 'passiven' Wortschatz aus. Laut Studien funktioniert das in diesem Altern nur über den direkten Kontakt - nicht über Fernsehen oder Hörspiele. Und es macht für den Schulerfolg einen großen Unterschied, ob ein Kind bei Schulbeginn 1500, 4000 oder sogar 6000 Wörter kennt.

 

Besuche mit deinem Kind die Stadtbibliothek und stärke die Freude an Büchern. Lies auch immer wieder selbst vor den Augen deines Kindes. Wir können Kinder kaum erziehen - sie machen uns ja doch alles nach.

Buchstaben lernen, zu Silben verbinden und erste Wörter lesen

Hat dein Kind die Buchstaben für sich entdeckt oder ist in der Schule damit "in Kontakt gekommen", dann heiße es "Herzlich Willkommen in der Buchstabenwelt". Bald sind es keine 'Geheimzeichen' mehr. Buchstaben gehören zu unserem Leben und können ganz schön spannend sein. 

Lesen lernen ist eine immense Leistung, die das Gehirn vollbringt! 

 

1. Fange bei den Vokalen A, E, I, O und U an. Je nach Wort werden die Laute anders ausgesprochen, z. B. E wie Esel, E wie Ente (sprich den Laut so, wie das Wort anfängt). Verschiedene Laute teilen sich also einen Buchstaben (und umgekehrt). 

2. Dann eignen sich besonders die Konsonanten F, L, M, N, R, S und W, da man ihren Laut ganz lange ziehen kann. Sprich F nicht 'Ef', sondern 'Fffffff' aus. F wie Fffeuer, M wie Mmmond,...

 

Wähle aus den Buchstabenkärtchen 3 Buchstaben aus, die sich in ihrer Form deutlich unterscheiden, z.B. L, M und S. Führe die Buchstaben nach der 3-Stufen-Lektion nach Montessori ein. Wenn dein Kind die Schreibbewegung des Buchstabens direkt mitlernt, kann es ihn sich besser merken, da mehr Sinneskanäle angesprochen werden. (Es muss die Buchstaben noch nicht mit dem Stift auf Papier bringen, aber gut ist, wenn die Hand schon die Bewegung trainiert.)

3. Jeden neu gelernten Buchstaben verbindet ihr nun mit den Vokalen: 

 

LA, LE, LI, LO, LU. Lege die Vokale aus und lege das L-Kärtchen vor, später auch hinter den Vokal. AL, EL, IL, OL, UL.

Betone den Klangunterschied: Bei den 'offenen' Silben, z.B. LO, ist das O lang. Bei den 'geschlossenen' Silben, z.B. OL ist das O kurz ('oll').

 

Das gilt natürlich auch für die Kleinbuchstaben, die - je nach Alter/Entwicklungsstand des Kindes) - direkt oder später miteingeführt werden.

Erste Wörter

 

4. Es gibt kleine, einfache Wörter, die nur aus einer Silbe bestehen: im, in, am, um, da, das, wo, was, mit, los,... Die sind leicht zu lesen, lösen aber keine wirklichen Begeisterungsstürme aus (sind aber wichtig, um zu verstehen, dass wir von links nach rechts lesen).

 

Die Augen zum Leuchten bringen emotional positiv besetzte Wörter wie MAMA, PAPA, OMA, OPA, DINO, RAKETE, der Name des Haustieres (wenn er denn leicht zu lesen ist,...) usw. Zweisilbige Wörter kannst du von Anfang an in zwei Farben schreiben - PAPA - oder du lässt zwischen den Silben eine größere Lücke - PA PA -. Das erleichtert das Lesen und ihr könnt die Silben klatschen, schwingen (mit dem Arm Bögen in die Luft schwingen) und laufen.