Kinder begegnen Zahlen schon lange vor Schulbeginn: Geburtstage, Tisch decken, Uhrzeiten, Schuhgrößen, Fingerzählen,... Wenn sie in die Schule kommen, sollten sie bereits über ein gesichertes Mengenverständnis verfügen, da hier bereits der Übergang vom Zählen zum Rechnen ansteht. Wie kannst du das im Vorschulalter fördern bzw. deinem Kind helfen, fehlendes Wissen in der Schule aufzuholen? Eine Übersicht über die verschiedenen Lernentwicklungsstufen am Anfang des Rechnenlernens findest du weiter unten.
Zählen beginnt oft im Kleinkindalter
... mit dem Spracherwerb und braucht ausgiebig Zeit zum Üben. Wenn diese nicht früh genug geschenkt wird, muss sie in der Schule nachgeholt werden, wo doch eigentlich bereits der Übergang vom Zählen zum Rechnen ansteht.
Sobald dein Kind sich für Zahlen interessiert, wird es immer wieder anfangen zu zählen. Es gibt keine Fehler, nur Freude am Zählen. Meine Tochter zählte anfangs die Gitarrenseiten: 1, 2, 3, 5, 6, 11, 12, 13. Und strahlte mit ihren 2,5 Jahren übers ganze Gesicht. Sie hatte auch manchmal "hundert" Hunger, denn hundert bedeutete "richtig viel". Ziffern kannte sie noch nicht. Die geschriebenen Zahlen entdeckte sie mit vier Jahren am Adventskalender.
Mit Kopf, Herz und Hand
Das "Begreifen" mit den Händen, das Operieren mit konkreten Mengen fördert das "Lernen mit allen Sinnen" und damit die ganzheitliche Gehirnentwicklung.
Stelle deinem Kind kleine, gleiche Dinge bereit (nur eine Variante auf einmal!): Große, weiße Bohnen sind aus Naturmaterial und wahre Handschmeichler (Meiner Tochter habe ich sie auf Wunsch mit Silberlack besprüht, weil es "Zauberbohnen" waren). Muggelsteine (Glasnuggets), Halbedelsteine oder goldene Knöpfe haben etwas "Schatzartiges", grüne Kunststoff-Kristalle etwas "Magisches", Muscheln oder Kiesel wurden vielleicht im Urlaub gesammelt,... Was auch immer dein Kind fasziniert - es braucht eine schöne, wertschätzende Aufbewahrung (ein Korb, eine kleine Schatztruhe, ein Weckglas,...) und einen festen, aufgeräumten Platz. Bei jüngeren Kindern bietet sich zur Lernförderung ein Regalfach im Wohnzimmer an. Kinder wollen da sein, wo die Erwachsenen sind.
Kinder lieben Punkte. Und Kinder lieben Bilderbücher.
Hast du schon ein Kinderbuch gesehen, das einfach und anschaulich erklärt, wie Zählen und Rechnen lernen funktioniert? Hier ist es! Das Punktebuch. Ich habe es erfunden, weil ich so etwas vermisst habe und möchte dich gerne dafür begeistern:
Stell dir vor, du öffnest ein Buch und siehst Punkte. Rote Punkte. Hier einer. Und da zwei nebeneinander. Auf der anderen Seite sogar drei oder vier.
Dein Kind ist erstmal erstaunt, aber seine Aufmerksamkeit geweckt. Es bemerkt die Unterschiede in der Anzahl. Vielleicht tippt es intuitiv mit dem Finger auf die Punkte und beginnt zu zählen. Vielleicht gibst du ihm durch die Frage "Wie viele Punkte siehst du?" eine Hilfestellung, um anzufangen.
Auf den nächsten Seiten gibt es noch mehr Punkte zu zählen. Manchmal sind sie in Gruppen unterschiedlich angeordnet, aber dennoch in gleicher Anzahl vorhanden. Dein Kind prägt sich über das wiederholte Zählen schließlich die verschiedenen Mengenbilder ein und erlernt die dazugehörigen Zahlen und ihre Schreibweise gleich mit. Es beginnt, Mengen zu vergleichen und lernt die Zeichen <,>,= bis es schließlich rote und blaue Punkte zusammenzählt bzw. lernt, was es mit + und - auf sich hat.
Band 1 für den Zahlenraum bis 10 gibt euch Eltern eine Orientierung, wie ihr mit eurem Kind die Welt der Zahlen entdecken könnt - auch schon lange vor Schulstart! Für praktische Erfahrungen empfehlen sich Teller, Schüsselchen und Dinge, die die Punkte ersetzen, z.B. Muggelsteine, weiße Bohnen, Filzkugeln. Blau-rote Wendeplättchen sind wohl in jeder Schule zugänglich, aber auch im Shop hier erhältlich.
Dein Kind kann das Punktebuch so oft "durcharbeiten" wie es will. Auch als "Gute-Nacht-Geschichte". Zählen ist für das Kind "Arbeit". Schöne, sinnvolle, befriedigende Arbeit. Nach genug Wiederholungen fallen seinem Gehirn Strukturen, Regelmäßigkeiten auf, z.B. bei der Zahlzerlegung. Wenn ich verstanden habe, dass ich sechs in 1 und 5 oder 2 und 4 oder 3 und 3 aufteilen ("zerlegen") kann, muss ich bei Aufgaben wie "4 + 2 =" nicht mehr zählen. Die "Bilder" im Kopf sind ja schon gespeichert, die Erfahrungen gemacht.
Richte deinem Kind doch zu Hause ein Mathe-Regal ein! In unserem Shop findest du neben den Punktebüchern auch ergänzende Lernmaterialien, mit denen dein Kind "Mathe zum Anfassen" erhält. Du kannst auch vieles selbst herstellen. Im Blog findest du viele Anregungen für das Lernen zu Hause.
Auf welcher Lernentwicklungsstufe befindet sich mein Kind im Bereich Mathematik?
Das Punktebuch dient der Inspiration und kann Seite für Seite mit konkreten Dingen nachgestellt werden. Hier ein Roter Faden zur Orientierung:
Stufe 1: Gegenstände, Finger, Personen zählen
Spiele wie "Wie viele Fenster, Lampen, Teller,... sind hier im Raum?"
"Lose" Menge in Schälchen zum Zählen bereitstellen, z.B. zunächst 5 gleiche, schöne, einfache Dinge. Wenn das Kind interessiert ist, die Anzahl erhöhen auf 10.
Lernkartei "Mengenbilder": Mengen auf einen Blick erfassen, nachlegen lassen (schult auch das räumliche Vorstellungsvermögen)
Stufe 2: "Feste" Mengen entdecken und Zahl zuordnen
Würfelaugen zählen
Perlenstäbchen oder eckige Rechenstäbchen
Lernmaterial "Zahlenkarten bis 10" mit Anleitung zur Erstellung eines "Zahlen-Museums"
Den bisher nur gesprochenen Zahlen wird nun eine feste, zusammenhängende Menge und eine bestimmte Zahl zugeordnet. Dabei kommt es nur auf die Anzahl an, auf das "wie viel" nicht auf das "was". Die 3 ist ein Symbol, ein Zeichen, und kann für drei Elefanten stehen, für drei Äpfel oder auch drei Krümel. Alle Zahlen symbolisieren jeweils eine genau bestimmte Menge.
Später: Es gibt kleinere, größere und gleich große Mengen bzw. Zahlen, die man mit den Zeichen <, > und = vergleichen kann.
Wenn dein Kind jetzt schon die Ziffern schreiben lernen mag, fördere das und unterstütze die "richtige" Schreibweise (Schreibrichtung). Es kann aber sein, dass das Schreiben erst sehr viel später kommt und dein Kind erstmal alles mündlich lernt.
Stufe 3: Zahlen zerlegen
Perlen- und Rechenstäbchen
oder Wendeplättchen oder Muggelsteine o.ä. wie bei Stufe 1
Zahlenfelder/Zahlenhaus-Vorlage oder (mein Favorit) 1 größere und 2 kleine Schälchen oder Teller
Eine bestimmte Zahl wird ausgewählt, z.B. 6, und die entsprechende Menge in die große Schale gelegt. In die zwei kleineren Schälchen werden die Dinge aus der großen nun verteilt: "Wie könnte man 6 aufteilen? 2 du und ich 4? Wäre eine Möglichkeit. 6 ist gleich 2 und 4. Oder 2 und 4 sind 6. (Das "und" wird erst später durch "plus" ersetzt, wenn die Rechenzeichen eingeführt werden.) Welche Möglichkeit gäbe es noch? 3 du, drei ich...
Stufe 4: Plusaufgaben einführen
"Heute zeige ich dir, was eine Rechenaufgabe ist." Ob du mit deinem eigenen Kind allein arbeitest oder mit einer Gruppe von Kindern im Kreis - eine Möglichkeit, die Plus-Aufgabe einzuführen ist diese:
Stelle Papierstreifen, Stifte und Wendeplättchen (o.ä.) bereit. Auf einen Papierstreifen schreibst du z.B. "3 + 2 =" und sprichst während du schreibst mit. Du wiederholst den Satz langsam, indem du mit deinem Finger darunter mitgehst. "Was brauchen wir?"
Du oder dein Kind legt 3 Plättchen vor sich. Du schneidest die 3 vom Papierstreifen ab und legst sie dazu. "Plus zwei. Was brauchen wir noch?" Dein Kind lest zwei weitere Plättchen daneben. Du schneidest (einzeln) das + und die 2 ebenfalls ab und legst sie dazu. "Das Plus-Zeichen sagt uns, dass wir die 3 und die 2 zusammenrechnen sollen. + heißt immer: 'Wie viel ist es zusammen?' " Dein Kind zählt die Plättchen oder sagt direkt "5". Du schreibst die 5 auf den Rest des Papierstreifens und schneidest = und 5 ebenfalls ab und legst die Zettel vor euch. Du legst 5 Plättchen zu der 5. "Das Gleichheitszeichen bedeutet 'ist gleich' oder 'ist genau soviel wie'." Ihr geht den "Satz in Mathesprache" noch einmal durch: "3 plus 2 ist gleich 5".
Wenn ihr mögt, könnt ihr euch dazu eine Rechengeschichte ausdenken wie "3 Dinosaurier trinken am Fluss. Zwei kommen noch hinzu. Jetzt trinken insgesamt 5 Dinosaurier am Fluss."
Tipp: Wer eine mechanische Waage zur Verfügung hat, kann auf die eine Waagschale 3 und 2 (gut sichtbar mit Abstand) gleiche Dinge oder Plättchen legen und auf die andere Waagschale 5. Das = Zeichen zeigt an, dass auf beiden Seitengleich viel ist. Alternativ kann man auch mit den Händen eine Waage "nachspielen". Das Bild der Waage veranschaulicht gut die mathematische Gleichung.
Stufe 5: Tausch- und Ergänzungsaufgaben
Bei den Tauschaufgaben tauscht man durch Verschieben die Plättchen der beiden Summanden und zeigt so, dass die Summe, das Ergebnis, gleich bleibt. Egal, ob ich 6 + 3 oder 3 + 6 rechne.
Für Ergänzungsaufgaben zur 10 bietet sich die Zehnerfeld-Kartei oder Vorlage an. Oder ein Eierkarton. Die leer bleibenden Felder zeigen die zu ergänzende Zahl.
Stufe 6: Minusaufgaben einführen
Das Minuszeichen "-" sagt uns, dass von der ersten Zahl (bzw. Menge) etwas weggenommen wird. Beim Ergebnis geht es also immer um die Frage: "Was bleibt übrig?"
Wir legen eine Menge vor uns aus. Und dann nehmen wir eine bestimmte Menge weg. Wir können auch wieder mit einer Rechenaufgabe wie bei Stufe 4 arbeiten.
Das Ergebnis der Minusaufgabe nennt man auch Differenz, was "Unterschied" bedeutet. Man könnte also auch fragen: "Was ist der Unterschied?" Auch dies ist mit Wendeplättchen o.ä. darstellbar durch Auslegen von zwei Reihen oder durch Umdrehen der Wendeplättchen, dass der Farbunterschied sichtbar wird.
Tipp: Rechenspaß in der Badewanne oder am Waschbecken?
Mit Malfarbe für die Badewanne (in der Drogerie erhältlich) kann man Punkte auf die Haut oder an den Badewannenrand tupfen und bei Plusaufgaben zusammenrechnen, bei Minusaufgaben teilweise abwaschen. Viel Spaß!